Nachruf auf Dr. Walter Molt

OV Immenstadt und KV Oberallgäu

21.12.22 –

Am 29. November 2022 ist unser langjähriges und geschätztes Gründungsmitglied Dr. Walter Molt verstorben. Walter Molts Grüner Weg begann 1978 als Gründungsmitglied der „Bürgerinitiative zur Rettung der Allgäuer Voralpenlandschaft“. Zu der damaligen Zeit begann sich mit der GAZ (Grüne Aktion Zukunft) die Umweltbewegung politisch zu formieren und viele Konservative schlossen sich der Umwelt- und Friedensbewegung an. Auch Walter Molt war zuvor viele Jahre Mitglied in der CSU, bevor er sich den Grünen zuwendete und am 30. November 1979 Gründungsmitglied und Teil des Vorstands des neu gegründeten Grünen Kreisverbandes Oberallgäu wurde. 1983 trat er für die Grünen bei der Bundestagswahl als Direktkandidat an, 1984 wurde er in die erste Fraktion der Grünen (3 Sitze) in den Oberallgäuer Kreistag gewählt und 1985 stellte er sich in Oberstdorf als Bürgermeisterkandidat zur Wahl.

Schon damals waren seine Themen der ausufernde Verkehr, der hohe Landschaftsverbrauch und das ungebremste Wachstum im Tourismus. Themen, die auch heute im Allgäu immer noch aktuell sind. Einer der damals mit Walter im Bürgermeisterwahlkampf unterwegs war, erinnert sich noch, wie ein paar Grüne – eingezwängt in Walters Auto – zu Wahlkampfterminen in die Ortsteile fuhren. „Es waren immer ein paar Leute da und sie haben Walter zugehört. Er konnte mit seiner Rhetorik und seinem Fachwissen die Menschen fesseln und überzeugen.“ Dank dieses rhetorischen Talents konnte er in Diskussionsrunden den politischen Rivalen auf dem Podium Paroli bieten, was zur damaligen Zeit nicht selbstverständlich war.

Heimatverbunden und zugleich immer mit dem Blick über den eigenen Tellerrand hat Walter Molt seine Spuren nicht nur bei uns im Allgäu hinterlassen. Bereits im Ruhestand folgte er einem Ruf in die vietnamesischen Hauptstadt Hanoi. Dort lebte und arbeitete er zehn Jahre lang und reformierte als Verkehrs- und Städteplaner das öffentliche Bussystem der Hauptstadt grundlegend. Verkehrspolitik war auch hier im Allgäu sein Hauptanliegen.

Neben seiner rhetorischen Begabung war er auch ein wortgewaltiger Schreiber. In zahlreichen Leserbriefen äußerte er sich nicht nur zu Umweltthemen, sondern auch kritisch zu gesellschaftlichen Entwicklungen. Schon früh setzte er sich mit Themen auseinander, die uns heute noch beschäftigen: Das Zurückdrängen des Individualverkehrs, der Flächenversiegelung und der Schutz unserer Lebensgrundlagen. Als streitbarer Geist prägte er über Jahrzehnte hinweg den politischen Diskurs im Oberallgäu und darüber hinaus mit. Seine Interessen reichten von der Flüchtlingshilfe, über den Naturschutz bis hin zur Erhaltung unseres Allgäuer Kulturgutes. Davon legt auch sein ehrenamtliches Engagement in zahlreichen Initiativen Zeugnis ab, ob im Bund Naturschutz, im Parteifreien Forum Immenstadt (Pfif), mit dem Projekt Casa Loreto, in der Bürgerinitiative B 308 Umgehung oder in der Bürgerinitiative zum Erhalt der Alpseelandschaft. Zuletzt war ihm die Rettung der Alten Schule in Bühl bei Immenstadt ein Herzensanliegen.

Wir verlieren einen Menschen, der nicht schwieg, wenn er Handlungsbedarf sah, der sich einmischte, der sich streiten konnte und ein Gespür für die Themen unserer Zeit hatte, lange bevor sie ins öffentliche Bewusstsein kamen. Einen auf vielen Gebieten Belesener und Bewanderter, der zupacken konnte und etwas bewegen wollte… Eigenschaften, die im Angesicht der Klimakrise wichtiger wären als jemals zuvor und die uns sehr fehlen werden. Walter Molt wurde 90 Jahre alt. In Gedanken sind wir bei seiner Familie.

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