Wassermanagement im Fokus: Grüne diskutieren Zukunftsstrategien für das Allgäu

Mehr Schutz für das „blaue Gold“

05.11.25 –

Im Kontext zunehmender Extremwetterereignisse und steigender Nutzungsansprüche diskutierte der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen Sonthofen die Zukunft der regionalen Wasserressourcen. Die Impulsvorträge hielten Thomas Jortzig, der Bürgermeisterkandidat der Grünen für die Alpenstadt, und der Grüne Landtagsabgeordnete Christian Hierneis. Christina Mader, die Landratskandidatin der Grünen für das Oberallgäu, moderierte die Veranstaltung.

Jortzig, der seit 2020 für die Grünen im Stadtrat sitzt, hob in seinem Beitrag auf die Bedeutung des Wassers für die Kreisstadt ab: „Wir profitieren in Sonthofen von unserer Lage am Fuße der Berge. Unsere Wirtschaft etwa hat dem Wasserreichtum der Stadt viel zu verdanken.“ Doch zeigten hydrologische Untersuchungen, dass auch das Allgäu inzwischen vor signifikanten Herausforderungen stehe: „Zunehmende Starkregenereignisse bei gleichzeitig längeren Trockenperioden erfordern dringend ein angepasstes Wassermanagement“, so der Bürgermeisterkandidat.

Hierneis, der umweltpolitische Sprecher seiner Fraktion im Landtag, unterstrich: „Was früher in ganz Bayern selbstverständlich war – ausreichend Wasser und beherrschbare Hochwasserlagen – ist heute zur Ausnahme geworden“, sagte er mit Blick auf die zurückliegenden Jahre. In seinem Beitrag stellt er den Grünen Gesetzentwurf zur Änderung des Bayerischen Wassergesetzes vor. Dessen zentrale Forderung nach einem Wassercent wird nun von CSU und Freien Wählern übernommen – doch Hierneis kritisierte: „Zwar freuen wir uns über die Einführung einer Gebühr für die Entnahme von Grundwasser. Doch anders als in unserem Entwurf will die Staatsregierung nicht messen, wie viel Wasser in Bayern tatsächlich entnommen wird. Seit Jahren gehen die Grundwasserstände immer weiter zurück. Hier brauchen wir endlich Anreize für einen verantwortungsvollen Umgang. Wir brauchen digitalisierte Wasserzähler, um gerecht abrechnen zu können. Und auch, um punktgenau gegensteuern zu können, wo zu viel entnommen wird. Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel!“

Der Schutz dieser Ressource müsse endlich in den Fokus rücken, so die Grünen in der anschließenden Diskussion. Sie fordern etwa verstärkten Wasserrückhalt in der Fläche. Durch gezielte Renaturierung von Bachläufen, Mooren und Feuchtgebieten im Alpenraum könne die natürliche Wasserspeicherkapazität der Landschaft erhöht werden, so eine Teilnehmerin. In stark verdichteten Räumen brauche es zudem ein Schwammstadt-Konzept: Dazu gehören verbindliche Obergrenzen für den Flächenverbrauch, die Förderung von Entsiegelungsmaßnahmen und mehr Grünflächen als Klimaregulatoren. „Wenn es uns gelingt, durch mehr Grünbestände in Städten und auch Dörfern die Verdunstungsleistung zu erhöhen, wirkt sich das positiv auf das Mikroklima aus. Und auch Grundwasser bildet sich neu, wenn der Niederschlag in der Fläche gehalten wird und versickert“, so Hierneis. Dass Sonthofen hier bereits auf einem sehr guten Weg ist, unterstrich Ingrid Fischer. Die zweite Bürgermeisterin, die seit über 20 Jahren für die Grünen im Stadtrat sitzt, berichtete vom Projekt Stadtklimabäume. Für dieses hatte die Stadt 2023 Fördermittel in Höhe von 1,2 Mio. aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ erhalten. Aus diesen Mitteln werden nun Stadtbäume gepflanzt. Das Regenwasser wird zur Bewässerung in Rigolen aufgefangen und versickert.

Ein weiteres Thema des Abends war die Nutzung der kostbaren Ressource Wasser in Kraftwerken und Beschneiungsanlagen. „Wir können nicht einerseits den Klimawandel beklagen und andererseits immer neue Beschneiungsanlagen genehmigen, die dem natürlichen Wasserkreislauf enorme Mengen entziehen“, so ein Diskussionsteilnehmer aus Oberstdorf. Ebenso bei Wasserkraft: Hier sei der Eingriff in die Ökosysteme so umfangreich, dass sich Wasserkraft nicht weiter guten Gewissens ausbauen ließe. Eine Teilnehmerin kritisierte die Ausweisung von Bauflächen in Überschwemmungsgebieten. „Das zerstört natürliche Ablaufflächen und erhöht damit das Hochwasserrisiko noch weiter“, bestätigte Hierneis. „Ganz zu schweigen von den enormen finanziellen und auch psychischen Belastungen, die im Schadensfall diejenigen zu tragen haben, die das Bauvorhaben realisiert haben.“

„Wir brauchen ein Umdenken“, appellierte Christina Mader abschließend. „Wir müssen Wasser und auch Boden wieder als kostbares Gut begreifen und entsprechend handeln. Die Zeit der Symbolpolitik ist vorbei – jetzt brauchen wir konkrete Maßnahmen, um unsere Ressourcen zu schützen und nachhaltig zu bewirtschaften.“

Im Bild: Thomas Jortzig, Christina Mader und Christian Hierneis MdL

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